MCC 13-Tages-Knitti-Geburtstags-Kultur-Tour 05. und 17. Mai 2016

 


 

Die Reisevögel: Jürg, Marko und Guido G. 13 Tage. Mit Marcel 8 Tage, total also 4 Töff und 4 Teilnehmer.

 

Donnerstag 05.05.2016 (MK)

Bereits eine Woche vor Tourbeginn sorgte ich mich um das Wetter, da uns 6 Tage vor dem heutigen Tag das „weisse Nass“ um die Ohren fegte und drei Tage vorher Höchsttemperaturen von 8 °C herrschten.
Heute Morgen jedoch der angesagte, anhaltende und erhoffte Wetterwechsel. Nach einem noch kühlen Start gab es einen traumhaften Tag. Bereits nach 85 km fand Jürg die erste Schotterpiste und etwas matschiges Gelände, es war wohl eine falsche Abfahrt vom Pfänder in Österreich.
Unten angekommen hat Marko erstmals gemotzt und dies mit Erfolg, denn es war der letzte Weg der Tour welcher für unsere Tourer ungeeignet war.

Die weiteren 150 km ging es durch das Allgäu nach München, die Stärkung im Hofbräuhaus liess uns dann einen kleinen Stadtrundgang und die lange Wartezeit am München am Ost Bahnhof überstehen. In der Zwischenzeit versuchte ich eine passende Unterkunft in Hamburg zu finden was sich schwieriger darstellte als gedacht, da die Preise doppelt bis dreifach so hoch waren als dies üblich ist und vieles ausgebucht war. Wie zu erfahren war, findet derzeit das Hamburger Hafenfest statt, zudem eine Million Besucher erwartet werden. Fündig wurden wir 30 km von der City entfernt in Seevetal. Nachdem wir mit eingezogenem Kopf unsere Motorräder verladen haben, ging es irgendwann in die Kajüte.

 

 

 

Freitag 06.05.2016

 

Jürg und Guido sagten, sie hätten gut geschlafen, was ich nicht behaupten konnte und damit einen weiteren Grund, für das anstehende Ende der Autozugverbindung von München nach Hamburg, gefunden habe.
Die Motorräder abgeladen und mitten durch den Bahnhof ins 40 km entfernte Hotel gefahren welches wir schon beziehen konnten.

Die nächsten 12 Stunden mischten wir uns unter die Hamburger, assen guten und weniger guten Fisch, fielen aufgrund fehlender Kenntnisse im ÖV einer Grossstadt als Touristen auf, lernten auf einer Stadtrundfahrt alles Wissenswerte und feierten wie einheimische das Hamburger Hafenfest.

Der Abend endete im Vergnügungsviertel der Stadt (unsere Vergnügung war ein weiteres Bier) und am Ende war ich darauf angewiesen das ich im letzten Zug ins Hotel kam.

 

 

 

Samstag 07.05.2016

 

Erneuter Start bei bestem Wetter, nach späteren Problemen im Zeitmanagement sind wir die letzten 50 km auf die Autobahn. In Puttgarden auf der Insel Fehmarn wurde kurz vor dem Verladen der MCC an einer Säule verewigt.

Schon nach kurzer und Fahrt mit der Fähre waren wir in Rodby angekommen und die letzten 170 km nach Kopenhagen waren schnell gemacht, das Verkehrsaufkommen ausserhalb der Städte ist geringer als zuvor in Deutschland.
Nach den üblichen Problemen mit Geschwindigkeitstafeln nun auch mit dunkelgelben Ampeln.

Das richtige Hotel war jedoch schnell gefunden und auch eine gute Wahl. Mit dem Bus ging es ins Zentrum von Kopenhagen.
Kopenhagen scheint eine echte Multi-Kulti Stadt zu sein und tausende Fahrräder in der Innenstadt sprechen wohl für die Sportlichkeit der Dänen. Wir zogen von Bar zu Bar um die getauschten Dänischen Kronen unter die Leute zu bringen.

Obwohl der Rest noch für ein Taxi gereicht hätte ging es in der Nacht noch 3 km zu Fuss ins Hotel.

 

 

Sonntag 08.05.2016

 

Nach 6 Stunden Schlaf und einem erschwerten Aufstehen zog uns die Sonne auf die Strasse. Während die einen den Parkhausbetreiber um sein Geld brachten, zog ich es vor die Gebühren zu bezahlen.

Die Fahrt über die Öresundbrücke ist sehr eindrücklich. Nach der Brücke genaue Grenzkontrollen der Schweden.
Ein Besuch am Nationalpark stellte sich als Flopp heraus, ein kleiner See, eine Aussichtsplattform, Restaurant und Spielplatz in Kombinationen mit ein paar Tieren – aber nicht die erhofften Elche.

Weiter auf leeren Strassen gemütlich durch die Wälder Schwedens, bis 2 Töff’s mit geschätzten 200 km/h in Formation an uns vorbeiflogen. Vorbei an vielen Seen landeten wir am zweitgrössten See Schwedens - in Jönköping.
Hier ist man ganz auf Tourismus ausgelegt. Wie gut, das Jürg noch eine Gelateria mit 72 Sorten Glace fand.
Allerding ist im Gegensatz zu Kopenhagen hier um 23.00 Uhr nichts mehr los.

 

 

 

 

 

Montag 09.05.2016

 

Im nahegelegenen Husqvarna besichtigten wir das dortige Museum, erstaunlich was Husqvarna ausser Motorrädern noch alles produzierte.
Auf dem Weg nach Trellebourg kamen wir mit einem Schwedischen BMW GT Fahrer ins Gespräch, dank dem wir anschliessend auch den Weg in einen „Älgpark“ nahe Lessebo fanden.
Wie wir feststellen konnten, sind es sehr anpassungsfähige Tiere. Die männlichen Elche haben das Sagen, die weiblichen sind „echte Zicken“.

Heut zeigte sich wieder, dass die Schweden fasst alles nur mit der Karte zahlen und der Bargeldverkehr in Schweden nur einen sehr geringen Teil ausmacht, eine Tankstelle in der noch mit Geld zu zahlen ist lässt sich nicht finden. Nur 1 von 4 probierten Karten funktioniert und Bargeld wird von keinem Tankautomaten akzeptiert.

Am Abend in Trellebourg die letzten Biere zu schwedischen Preisen (0.3 Liter – für 8,- Sfr).

 

Dienstag 10.05.2016

 

„Guten Morgen liebe Sorgen seid ihr auch schon alle da“ passt wohl ganz gut denn die beiden Langschläfer hatten es wohl nicht so eilig wie ich, da sie nicht zur vereinbarten Zeit zum Frühstück waren.
Dank der schlechten Beschilderung innerhalb des Fährhafens blieben uns nur 2 min Wartezeit bis wir aufgefordert wurden die Fähre zu befahren.

Hier lernten wir Andreas kennen, 4 Stunden lang wurden Ferienerlebnisse und Reisetipps ausgetauscht. Auf Rügen angekommen liess ich mir noch meine Pneu wechseln und die anderen sollten den Kreidefelsen bestaunen, zogen aber ein Stück Lachs dem beschwerlichen Fussweg zum Kreidefelsen vor.
Die Suche nach einer Unterkunft stellte sich als schwierig heraus, die ersten 8 Telefonate verliefen ergebnislos – ausgebucht! Letztendlich haben wir ein Hotel gefunden und auf dem höchsten Gebäude Deutschlands (Alex – Berliner Fernsehturm) das Abendessen mit Blick über Berlin genossen.

Wir durften von Marcel erfahren, dass er nicht wie abgemacht morgen in Dresden treffen werde, die Grund teilt er uns zwar mit, besteht aber darauf diesen nicht im Bericht zu erwähnen da er polizeiliche Strafverfolgung befürchtet.

 

Mittwoch 11.05.2016

 

Beginn des Tages am Checkpoint Charlie und dem dort ansässigen Museum. Um zügig aus dem Verkehr einer deutschen Grossstadt zu entfliehen suchten wir den schnellsten Weg zur Stadtautobahn. Nach 50 km durften wir aufgrund einer Vollsperrung die Autobahn verlassen. Ein Stopp an der Spree brachte die lang ersehnte Erholung.

Guido hat in seiner BWM K 1300 S mal wieder kaum Treibstoff, diesmal zeigte sich die Suche nach einer Tankstelle aber schwieriger als sonst üblich. So fuhr die BMW trotz leerer Tankanzeige weitere 30 km. (Dieses Phänomen war während den Ferien im letzten Jahr bei einer Ducati Multistrada aufgefallen).

Die restlichen Kilometer nach Prag waren schnell gemacht, dort angekommen ging es nicht mehr vorwärts. Die letzten 10 km durch Prag bis zum Hotel in der Altstadt war ein Krampf für Mensch und Maschine, der sogar bei der BMW GT von Jürg rote Lämpchen aufleuchten liess.
Marcel kam 1 Stunde nach uns an obwohl er bei unserer Ankunft nur unweit vom Hotel war, aber warum sollte es ihm anders ergehen als uns.

Der Abend verlief teils wie geplant, Hard Rock und Café und Coyote Ugly Bar wo in meinem Geburtstag reingefeiert wurde indem scharfe Girls eine Feuershow geboten haben.

An dieser Stelle Übertrage ich das Schreiben des Tourenberichtes an Marcel


Ja, gerne übernehme ich hier meinen Teil.

6. Tag - 10.05.16: Chur - …, 675 km.
Mein Start missglückt (wie bereits angedeutet). Ich werde klatsch-nass und muss zudem noch einiges an Töff-Zubehör und Reiseutensilien besorgen, was ich am nächsten Morgen umgehend und vollumfänglich mache.



7. Tag - 11.05.16: Chur – Bregenz – Lochau – Kempten - München – (Richtung Ingolstadt) – Regensburg – Rozvadov - Pilsen – Prag. 650 km.
Das Wetter sieht z. Teil bedrohlich aus, meist jedoch vielversprechend. Erst in Prag ist das Wetter dann eindeutig, nämlich sonnig und heiss. Ich fahre für‘s Erste Richtung City. In der Kolonne dort hin treffe ich zwei Royal Enfield und fahre teils neben, telis hinter oder vor ihnen, je nach Spur und Rotlicht bis in die Nähe des Bahnhof’s. Dieser ist jedoch bereits etwas oberhalb der Stadt.
Hier konsultiere ich das Handy-Navi und bemerke, dass sich das Hotel unten am Fluss Moldau (Vltava) befindet. Was soll’s - also durch den dichten Verkehr mit den vielen Ampeln, in der drückenden Hitze, retour hinunter Richtung Karlsbrücke.
Unten am Fluss angekommen ruft mich Jürg an, ob ich heute Morgen gestartet und so in etwa in der Nähe wäre? Sie selber seien gerade im Hotel angekommen. Ja, ich muss auch ganz in der Nähe sein. Das Navi führt mich auch zwei Mal dahin, denn es meldet «das Ziel ist erreicht», doch kein Hotel ist in Sichtnähe. Damit ich nicht noch einmal eine falsche Schlaufe drehen muss, fahre ich dieses Mal ein ganz klein wenig in die entgegengesetzte Richtung der Einbahnstrasse und finde so tatsächlich das Hotel «Leonardo». Das Hotel hat also eine falsche Hausnummer (gegenüber dem Navi).
Bald darauf begrüsst mich Marko. Ich war noch nie so froh, ihn zu sehen (und damit die Gewissheit, am richtigen Ort angekommen zu sein). Er führt mich zum Hotel-Zimmer. Dieses ist echt gross und sogar zweistöckig. Ich quartiere mich oben im Dachzimmer ein. Das Motorrad kann ich nach dem absatteln 200-300 m weiter der Strasse folgend in eine Lingerie abstellen. Dort ist es mit den anderen unter Dach und in Sicherheit eingeschlossen.

Wohlriechend frisch gemacht und nach dem vom Hotel spendierten Willkommens-Apéro plagt uns der Hunger und Knitti führt uns mitten in die Stadt ins Hard-Rock Cafe. Wir lauschen einer echt guten Live-Musik und bestellen uns ein grosses Stück Fleisch. Eine sehr gute Kombination.
Die Musik der Band geht unter die Haut bis ins Gemüt und das Essen beruhigt den Magen – das Wohlbefinden ist hervorragend. Wir nehmen mit dem Handy einige Musik-Ausschnitte auf, doch bei den Kollegen daheim kommt das Feeling nicht so berauschend rüber, wie wir es erwartet hätten.
Gefüllt und zufrieden verlassen wir das laute Lokal. Wir treten auf die Strasse und gleich rechts hinein in die «Coyote Ugly-Bar». Wir staunen nicht schlecht. Kurz nachdem wir Platz gefunden haben, versammeln sich hinter der Bar mindestens vier junge Girls in sexy Leder-Stiefeln … im Country-Look. Sie steigen auf die Bar und führen uns ein Line-Dance vor. --- «nicht perfekt aber echt stark».
Begeistert davon schauen wir ausserdem auch in die Getränkekarte mit den vielen unbekannten Drinks. Das Angebot geht weit über die langweiligen Klassiker wie Sex on the Beach und Caipirinha hinaus. Marko und ich sind experimentierfreudig und entscheiden uns für «Coyote-orgasm». Kurze Zeit später schämen wir uns mit einem grossen Grinsen. Uns wird ein Ladydrink mit viel schaumigem feinem Rahm zum lutschen serviert.
Die Lösung liegt darin, schnell fertigmachen und als nächstes einen Drink für echte Männer bestellen. Ich halte mich von nun an lediglich an einen guten, bekannten Single-Malt (etwas langweilig aber passend). Die erste Runde bezahlt Jürg und die nächsten gehen jeweils an einen anderen Kollegen. Nur Marko bemerkt, dass mein Whisky eine Krone (20 Rp.) teurer ist als ein Spezial-Mix-Long-Drink, doch auch er übernimmt seine Zeche.

Nun machen sich wieder 4-5 Girls hinter der Bar bereit. Sie fuchteln mit Feuer und basteln mit einer Flasche und Sprit und damit getränktem Textil-Stück einen Molotovcocktail. Die Mollis werden angezündet und so gut wie möglich jongliert. Dann werfen sie diese gefährlichen Fackeln in einem grossen Bogen mit kreisender Bewegung und Feuerschweif einander zu. Das Eine oder Andere Mal fällt die brennende Flasche auf den Boden, es passiert nichts und die Show geht weiter.
Auch das Feuerspucken wird von den Mädels vorgeführt. Die Hitzewelle wird auch von uns sehr deutlich wahrgenommen. Die Feuer-Show, --- «nicht perfekt aber echt stark». Von nun an bringen wir noch mehr Respekt dem Servicepersonal entgegen, die danach auch gleich eine neue Bestellung aufnehmen kommen.

Es ist Mitternacht. Marko hat Geburtstag. Guido versuchte zweimal vergeblich den DJ zu bitten, dass er ein Happy-Birthday ansagen und auch dessen Stück auflegen soll – doch leider wollte er nichts davon verstehen, schade. Doch dann entdecken wir am Tisch nebenan wie ein Spezialdrink mit einer grossen Zeremonie serviert wird.
Marko will auch so einen haben und wir spendieren ihm dies. Er heisst Rumba-Bumba-Joint. Das Servicegirl füllt in ein grossbauchiges Glas einen scharfen Klaren, hält das Glas über eine Kerze und dreht das Glas genüsslich. Dann geht es schnell. Marko muss einen zügigen Schluck daraus kosten. Das Glas wird auf einen weissen Lappen gestürzt, ein Trinkhalm darunter geklemmt und Marko muss einige volle Züge davon «rauchen». Anscheinend fährt es super ein. Marko schwebt wie auf einer Wolke und kann sich gerade noch auf dem Hocker halten.

Dann jedoch wird Marko richtig müde. Wir machen uns auf den Heimweg. Draussen vor der Bar noch ein Intermezzo. Guido und Jürg quatschen mit zwei englischen Girls, und erzählen ihnen von der einmal geplanten Motorradtour nach «Isle of Men». Die Girls sind verwirrt, distanzieren sich ca. 20 cm, denn sie verstehen «I love men» und denken die zwei sind wohl Schwul.
Marko realisiert die Situation und die Gelegenheit, umarmt die zwei augenblicklich und versichert ihnen «and I love women». Leider besteht die Unsicherheit der Girls weiterhin und weisen Marko nach einer gewissen Reaktionszeit sanft ab. Ein Versuch war es allemal wert.

Wir schlendern weiter, zuerst zum Glacé-Stand, dann Richtung Moldau. Marko mit weichen Knien hinten her, scheinbar in anderer Sphäre. Der Grund sind entweder der Joint oder die Girls. Die Strasse und die Strassenbahn-Schienen sind etwas nass, es muss kurz genieselt haben. Trotzdem hat es noch eine Menge junger Leute auf der Strasse. Die Stuntmen Show geht auch auf der Strasse weiter.
Eine Gruppe junger Touristen versucht ebenfalls die Strasse mit den Schienen zu überqueren, um auf das Trottoir bei der Moldau zu gelangen. Ein lauter Schrei – eine Touristin rutscht auf der nassen Schiene aus, ihr Rock flattert hoch, sie hechtet empor und zugleich nach vorne und landet anschliessend mit ihren Knien und Ellbogen unsanft auf dem rauen Asphalt.
Bevor wir ihr zu Hilfe eilen können, steht sie wieder auf, ohne dass sie irgendwelche Schmerzen empfindet. Wahrscheinlich hilft Alc recht gut gegen Schmerzempfindungen.

Das Ganze also «nicht perfekt – aber echt stark», die Stadt bietet uns einige Attraktionen.

 

8. Tag - 12.05.16: mitten durch Prag, 15 km ( entsprechend null Motorrad km).

 

Am anderen Tag erhalten wir das Morgenessen im Hotelkeller. Es sind zwei oder drei ineinander verbundene, interessante Gewölbekeller.
Marko ist der aktivste unter uns und hetzt uns bereits. Er hat um 10.00 Uhr eine Stadtführerin engagiert. Sie wartet auch bereits in der Lobby und stellt sich als Kristine vor.

Sie fragt uns in gutem Deutsch über unser Programm. Knitti versucht einige Eckpunkte zu definieren, merkt jedoch schnell, dass sie die Fachfrau ist, Prag besser kennt und wir ihr das Programm überlassen.
Diesmal war es «perfekt und echt stark». Sie führt uns zur ersten Brücke, zeigt uns welche Gebäude geschichtlich, und welche musikalisch von Bedeutung sind (Klassik). Im nu sind 30 Min vergangen und wir stehen auf der anderen Seite der Moldau, vor einer Schienen-Seilbahn, um auf den Hügel zu gelangen.
Oben angekommen stehen wir vor einer kleinen Kopie des Eiffel-Turmes. Trotz etwas Gegenwehr (ist es die Höhenangst oder der Preis von 12 Czk) können wir Kristine überzeugen, dass sie auch mit hoch kommt, was sie dann doch sichtlich freut. Eine super Aussicht über die schöne Stadt eröffnet sich uns. Danach folgt ein gesegnetes Früh-Schoppen Bier in einer Kloster-Brauerei, der Regierungssitz, die Kathedrale, die Karlsbrücke.
Hier haben wir auch die Möglichkeit, unsere psychischen Probleme los zu werden, welche wir nicht hatten, jedoch auf vorsorglicherweise mal machen (schaden kann es nicht).
Es folgt der Krönungsweg, der Stadtgraben usw.

Nach 4½ Stunden plagt uns wieder der Magen. Wir verabschieden uns von Kristine. Sie erhält ein zügiges Trinkgeld von Knitti und wir gehen was in einer traditionsreichen Kellerbeiz essen. Der Kellner empfiehlt und Ente – wir benötigen keinen zweiten Vorschlag und nehmen an. Sie wird mit Styropor-Scheiben serviert, was uns erstaunt, doch die Ente ist echt gut und wirklich gross genug. Nun, gut gefüllt, überfällt uns alle eine gewisse Müdigkeit. Wir sind uns einig und schlendern ins Hotel zu einem Nickerchen mitten am Nachmittag.

Der Einzige der aktiv bleibt ist Knitti. Er muss noch viele dringende Arbeiten erledigen. Solche wie Karten schreiben, Geld holen, Top-Case aus- und wieder einräumen. Doch das mit dem Geld ging in die Hosen. Er hat wohl den Rat von Kristine nicht richtig aufgefasst, als sie uns warnte und zum Geldwechsel nur im Hotel oder an den offiziellen Wechselstuben riet.
Nein, nicht für Marko, er entdeckte ein verlockenderes Angebot, wanderte dafür knapp 60 Min in der Stadt herum und kommt mit Puls 160 und zerknirschtem Gesicht wieder zurück. „Die haben mich über den Tisch gezogen“. „Die haben mir 20 Kronen weniger ausbezahlt als vereinbart (oder waren es gar 700 Czk?). Marko wehrt sich auf seine Art, beschwert sich bei der Hotel-Rezeptionistin und stösst erstaunlicherweise auf offene Ohren. Er erhält einen weiteren Willkommens-Apéro-Gutschein für uns alle als Entschädigung. Wir nehmen es gerne an.

Mittlerweile ist es Abend geworden. Wir wollen noch das tanzende Haus sehen und weil es zu regnen angefangen hat, treten wir in eine kleine ansprechende Bar hinein. Auf die Frage, ob es etwas zu essen gibt, werden wir auf der Seite zur Kellertreppe geführt. Unten eröffnen sich ca. drei aneinander gereihte Keller-Gewölbe. Wahrscheinlich auch unter dem Nachbarhaus hindurch. Im hintersten hat es noch Platz. Nach dem Essen gibt es im mittleren Gewölbe, an der Bar noch einen einfachen Grappa, der in dieser speziellen Atmosphäre mit der lachenden Bardame sehr gut mundet.

Vor dem Heimweg versorgt sich Knitti in einem kleinen Spirituosenladen noch mit allerlei scharfen Getränken. Ist er wegen dem gestrigen Tag bereits zum heimlichen Alki geworden? Auf jeden Fall genehmigen wir uns noch den offerierten zweiten Willkommensdrink. Wir erfahren ausserdem, dass Prag wirklich eine musikalische Stadt ist.
In der Lobby hinter uns sitzen einige ältere, elegant gekleidete Damen. Sie kreischen, als die «Pinguine» (wahrscheinlich ihre Lieblings-Geigenspieler) hinein kommen. Uns genügt die Musik, wir gehen schlafen.

 

9. Tag - Fr. 13.05.16, Prag – Zwickau - Weimar.

 

Wir starten bei bewölktem Wetter. Nein, halt, vor dem wirklichen Start lege ich mich noch für 15-20 Min unter mein Motorrad. Die Antriebskette ist immer noch viel zu straff. Jürg rät mir, diese etwas zu lockern. Ich stelle mein Sportgerät auf das Trottoir vor dem Hotel und nehme die Arbeit in Angriff. Mit einigen Anweisungen von Jürg schaffe ich dies «locker», gehe die öligen Hände waschen und sattle erneut meinen nun fitten Bock.

Wir erwischen alle Stunde ca. 15 Min. etwas Nieselregen, sonst ist es relativ trocken (war zwar erst in Deutschland).

Nun eine Baustelle auf der Strasse. Eine Fahrspur ist gesperrt und mit Rotlicht-Signalisation im Interwall reguliert. Oben, vom Dorf aus erblicken wir über die Hügelkette die ganze Kolonne, weit mehr als 5 km, mit wahrscheinlich 1‘000 LKW und hinter dem Hügel geht es wohl noch weiter – ein Graus.
Wir stellen den Blinker und überholen in gemächlichem Tempo, wenn gerade kein LKW im Gegenverkehr entgegenkommt oder sobald es für ein Motorrad etwas Platz hat. Die in der Kolonne müssen bestimmt mehr als eine Stunde darin ausharren.

Nach der gemeisterten Baustelle biegen wir rechts nach Zwickau ab. Hier kurven wir 2-3 Mal um den Dorfkern, dann das Navi will uns nicht so richtig in der Ex DDR weiter reisen lassen. Nach überwundener Schwierigkeit entdeckt Jürg, rechts am Strassenrand ein kleines Restaurant mit einem sehr grossen, also 2.5 m hohen Glacé-Aufsteller. Magnetisch angezogen zieht es ihn auf dessen Parkplatz und hinein in die Gartenbeiz. Er achtet auf seine Gesundheit und bestellt ein grosses Früchte-Eis.
Wegen seinem Gesundheits-Tic muss er am längsten darauf warten, erhält dann jedoch sein grösstes Glacé, das er je gesehen hat. Was wir nicht schlüssig ermitteln können, ob sein Puls bei genüsslichen 50 oder freudig aufgeregten 150 liegt. Unser Puls steigt jedoch, denn es sind inzwischen schwarze Gewitterwolken aufgezogen, die bereits einige Tropfen fallen lassen. Also das Regenkombi an und weg.

Knitti verlässt uns und biegt auf die A7 und will Richtung Mühlhausen, unser Ziel ist Weimar. Nach 30 Min, als wir in Weimar ankommen, versiegt der Regen wieder. Im Motorfahrzeugfreien Stadtzentrum parken wir die Motorräder und fragen im Gasthaus schwarzen Bären um Logis. Die aufgestellten, gut gewachsenen Mädels lachen uns entgegen - sie seien nur ein Restaurant, kein Hotel. Doch wir erhalten von ihnen einen guten Tipp, das Hotel «Luise», sie kündigen uns dort gleich an. Jürg gibt die Adresse im Navi ein und nach 3 Endlos-Schlaufen finden wir es auch.
Es ist das älteste Haus, (relativ) direkt an der Hauptstrasse, jedoch mit Gartensitzplaz gegen die Strasse, wie in Italien. Parkplätze ringsum – keine (jedenfalls keine offiziellen). Wir stellen die Fahrzeuge auf das Trottoir und werden von der jungen (tätowierten) Inhaberin bereits freundlich empfangen. Sie ist so herzlich und das einfache 3-er Zimmer so günstig, dass wir das Angebot annehmen.

Nach dem Frischmachen gehen wir im Restaurant etwas feines essen, schlendern anschliessend durch die geschichtsträchtige Stadt von Schiller und Goethe und zum Schlumi wieder in den schwarzen Bären. Dort werden wir wieder erkannt und uns der beste Grappa aus dem Regal serviert, ein Gedicht, dasselbe auch beim Zweiten.
Danach, vor unserm Hotel in der kleinen Gartenbeiz sind gerade drei Plätze frei geworden. Jürg setzt sich auf der langen Bank neben eine sehr kräftige deutsche Person und kommt bald mit ihr ins Gespräch. Ihr – genau, es ist eine Dame. Sie ist eine Sozialistin und studierte Ökonomin, ihre Kollegin nebenan ist zierlicher, in der Gestalt als Einstein. Sie führt in der Stadt ein Souvenirladen. Ja, und allgemein – im angeregten Gespräch erfahren wir so einiges über die Geschichte der Stadt und über Land und Leute. Beide sitzen hinter einem grossen Krug Bier.

Es war ein guter Abend. Und wie hatte es Knitti? Er fuhr 50 km in die falsche Richtung und kam in einen gewaltigen Niederschlag. Nun ist er jedoch auch daheim angekommen und wieder trocken.

 

10. Tag - Sa. 14.05.16, Weimar – Mühlhausen.

 

Das Hotel Luise bietet kein Morgenessen an. Wir erhielten gestern jedoch den Tipp vom «Ciela Weimar» im Stadtkern. Ein offenes, grosses, helles Restaurant, das speziell auch Morgenessen anbietet.

Die Motorräder stellten wir am Vorabend am gegenüberliegenden Strassenrand ab und haben auch für das Mittlere davon ein Ticket gelöst. Es hat angefangen zu regnen, als wir Richtung Buchenwald fahren, einem ehemaligem KZ.

Dort angekommen dürfen wir unsere Regenkombis und Helme an der Rezeption abgeben. Wir melden uns für eine Führung an. Die kleine, engagierte Gruppen-Leiterin erzählt die Geschichte und die Geschehnisse des Ortes so eindrücklich und dramaturgisch, dass auch Jürg zeitweise den Tränen nahe ist.

Nach der Führung haben wir wirklich genug gesehen, wechseln das Thema und besprechen beim Kaffee die Weiterfahrt. Wir gelangen auf den «Kyffhäuser», ausgebaut ist er mit sehr gutem Belag. Hinunter hat es viele Baustellen und gemütliche Sozi-Fahrer, die mit 30-40 km/h unterwegs sind. Der Belag wäre immer noch sehr gut und für zügigeres geeignet.
Vor Mühlhausen erwischt Jürg eine gesperrte, neu erstellte Strasse, die glücklicherweise bereits durchgehend gebaut ist und sich als Abkürzung erweist. Im «Sporthotel» angekommen, gesellt sich auch Knitti zu uns. Er führt uns zu Fuss zum nahe gelegenen Festplatz des Trabi-Treffens. Hier geniessen wir eine heisse echte original Thüringer Wurst. Aber auch die ausgestellten Trabi‘s, Wartburg‘s und IFA-LKW‘s sehen heiss aus.

Gegen 18.00 Uhr treffen wir uns im Festlokal von Knitti, es ist ein alter, grosser Ritter- oder Gemeindesaal. Wir begrüssen alle seine Bekannten und Verwandten. Es gibt viel zu Trinken, viel Gutes zu Essen (Kassler-Schinken, Reis, Casimir, Schnitzel) und viel zu Quatschen und zu Lachen. Ausserdem ist auf ca. 100 Fotos das ganze Leben von Marko abgebildet. Die Aktivitäten mit dem MCC sind angemessen präsent.

Ausserdem ist Marko heute ausserordentlich spendabel. Er verteilt allen Leuten, die wollen, seine eigene 40 €-Note. Er hält einen ganzen Bündel in der Hand. Das Fest ist «perfekt und echt stark».
Für uns dauert es bis ca. 03.00 Uhr als wir uns wieder ins Sporthotel machen.

 

11. Tag - So. 15.05.16, Mühlhausen – Mittelpunkt Deutschland‘s – Wartburg (Eisenach). (0 km mit dem Töff, Knitti führt uns mit Vaters Audi umher).

 

Wir schlafen aus bis ca. 10.00 Uhr und kommen prompt zu spät zum Morgenessen. Alles ist schon abgeräumt. Wir erhalten knapp noch ein Kaffee.

Wir machen uns auf ins Zentrum zum Stadtfest und nehmen dort noch ein Kaffee mit Hörnchen. Das Wetter wird von 30 Min. zu 30 Min. schöner und schöner. Dann schlendern wir durch die Leute bis auf die andere Seite und gelangen wieder zu Knittis Festraum. Seine Eltern und einige andere fleissige Helfer sind am Abräumen und bieten uns gleich noch Mittagessen an.
Die vielen Reste vom Vorabend werden verwertet und wir nehmen gerne an. Obwohl – viel hat im Magen noch nicht platz, wir essen nur spärlich.

Am Nachmittag führt uns Knitti mit Vater Horst’s Audi zum Mittelpunkt (der Erde) Deutschland, nach Niederdorla. Ein Gedenkstein wie ein Hinkelstein bestätigt uns die Echtheit. Das nächste Ziel ist die Wartburg in Eisenach. Auf dem Parkplatz am Fusse des Burghügels wollen wir den Shuttle dort hinauf nehmen. Nix ist, nur für … (das bleibt unbekannt). Knitti fährt mit uns also selbständig hinauf und siehe da, es hat genügend Parkplätzte. Noch ein kurzer Marsch von 20-30 Höhenmetern und wir sind oben (für Knitti scheint es mind. 300 m).

Wir melden uns für eine Führung und das Luther-Museum an. Diese erweist sich als «perfekt und echt stark». Der Deutsche Guide vermittelt die Geschichte echt theatralisch mit vielen Vergleichen zur heutigen Zeit, z. B. über Reichtum, Musik, Wettbewerb usw. Danach zeigt uns Knitti das 4*Superieur Restaurant. Hier amtete er im letzten Jahr als Trauzeuge seines Bruders. Den Kaffee erhalten wir von Knitti spendiert im Kaminzimmer in den weichen feudalen Polstern.

Es ist bald 18.00 Uhr, wir kehren zurück zu Mutter Gudrun zu Kaffee und Waffeln. Danach wieder ans Stadtfest zu Zwetschgenbier und Nachtessen. Danach sind wir alle müde und schleppen uns Heim.

 

12. Tag - Mo. 16.05.16, Mühlhausen – nähe Ulm. (425 km mit dem Töff, 3.5°C).

 

Der Start ist um 09.30 Uhr. Der Himmel ist trübe und wolkenverhangen, ich ziehe vorsorglicherweise meine Regenjake über. Es ist auch bitterkalt, 3.5°C. Nach 100 km gibt es einen Tankstopp und von mir eine inständige Bitte nach einem wärmenden Kaffee.
Nach der zweiten Bitte im fliegenden Modus hält Jürg dann um 11.30 Uhr bei einem Döner-Imbiss an, wo wir uns aufwärmen können.

Nun folgt im Intervall von ca 30 Min kurz Regen und demzufolge nasse Strassen. Sie Strassenführung wäre ganz ok, einige scharfe Kurven, dann wieder viele Geraden. Zwischendurch erhalten wir sogar Hagel. Spätestens jetzt ziehen sich meine zwei Kollegen ebenfalls das Regenoberteil über. Dann werden die trockenen Abschnitte dramatisch kürzer bis diese völlig ausbleiben. Wir finden ein Best Western Hotel in Treppach bei Aalen, Nähe Ulm. Lustig ist, bis wir hier unser 3-er Zimmer beziehen können. Das Hotel ist anscheinend nur halb offen, die Zimmer sind nur halb her gerichtet und wir werden an 3-4 verschiedene Orte hin geschickt bis zum halben Wahnsinn. Nun nehmen wir die Sache selber in die Hand, wählen zwei Zimmer mit Verbindungstüre, besorgen uns die Bettüberzüge und Bad-Tücher aus einem andern Zimmer und richten uns ein.

Nun plagt mich der Hunger, Jürg und Guido jedoch verspüren noch nichts. Das Hoteleigene Restaurant hat geschlossen, das nächste Restaurant ist fünf km von hier entfernt, der Strasse entlang zurück. Der Regen hat ziemlich aufgehört. Nach kurzer Beratung nehmen wir den Helm, die Regenjacke, den Hobel und fahren zur Pizzeria nach Feuerwangen. Es heisst zwar Pizzeria, ist jedoch ein griechisches Restaurant.
Alle bestellen eine grosse Portion, wir essen sehr gut und genug. Als Verdauer wird uns noch ein Uzo offeriert, den wir leider ablehnen müssen, weil wir mit den Töff hier sind.

Beim hinausgehen führt Jürg mit der Belegschafft noch ein Abschiedsgespräch und kommt somit auch mit dem griechischen Besitzer in Kontakt. Wir beklagen uns, dass wir den Uzo nicht annehmen durften, er lässt sich erweichen und reicht uns eine kleine Flasche davon über die Bar. Wir sollen es daheim geniessen. Das tun wir dann gleich im Hotel.

Die Jungs schauen dazu noch eine Seifenoper im TV, die zeitweise unterbrochen wird – und wer soll schuld sein daran – Marcel.

 

13. Tag - Di. 17.05.16, Aalen – Memmingen – Rosenberger - Chur. (295 km, etwas wärmer als gestern).

 

Der Start ist um 09.30 Uhr. Morgenessen im Hotel.

Zu erwähnen ist der Eiertatsch mit Schinken, den uns der Koch zubereitet. Er serviert uns je einen ganzen Teller voll gehäuft, wir verzehren kaum die Hälfte und haben für alle Zeit genug davon.

Nun geht es schnell, alle mit Regenoberteil. Es ist kalt, bewölkt aber trocken. Auf schönen, schnellen Strassen Richtung Ulm und durch Ulm, dann in Ulm einen Tankstopp. Dann auf die Autobahn, Memmingen, Grenze und Pickerl kaufen, Pfändertunnel, Rosenberger. Hier ein kleines Mittagessen.

Schliesslich in Landquart die Verabschiedung. Daheim bin ich um ca. 14.00 Uhr. Jürg hat anscheinend auch genug erhalten. Noch nie kamen wir nach einer Tour so früh nach Hause.

Die Tour war «perfekt und echt stark», wir haben sehr viel erlebt und Neues kennengelernt. Jürg meint sogar, dass sie so gut organisiert war, dass sie auch für Japaner und Chinesen geeignet wäre.

 

 

(knitti/mleu)

 

{jcomments on}